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Demonstrationschaos in Rostock zum G 8 Gipfel

Die Großdemonstration in Rostock anlässlich des G 8 Gipfel in Heiligendamm am 2. Juli 2007 ging in gewalttätigen Ausschreitungen unter (siehe auch das Minutenprotokoll von Spiegel-Online ). Der schwarze Block der Autonomen war offensichtlich von Anfang an auf Krawall und Gewalt aus. Steine und Flaschen wurden in die Menschenmenge geworfen, Scheiben zerstört und Autos angezündet. Am Sonntag danach ist die Rede von über 400 verletzten Polizisten und ca. 500 verletzten Demonstranten.

Nunmehr räumt die Veranstaltungsleitung Fehler ein und Vertritt die Ansicht, die Lage falsch eingeschätzt zu haben. Teile der Veranstalter und Teilnehmer pflegen die üblichen Schuldzuweisungen an die Polizei wie bspw. auf der Seite gipfelsoli.org zu sehen ist.

Als friedlicher Teilnehmer der Demonstration ergab sich für mich ein anderes Bild. Einzelne Redner der Abschlusskundgebung riefen mehr oder minder unverhohlen zum gewalttätigen �Widerstand� auf. Die Versammlungsleitung an den Mikrofonen der Abschlussveranstaltung im Rostocker Stadthafen forderten über Lautsprecher die Polizei(!) auf, Provokationen zu unterlassen. Gewalttätige Demonstranten wurden aufgefordert, sich in die Menge der friedlichen Demonstranten zu begeben, wohl um einen polizeilichen Zugriff zu verhindern. Reden wurden im Angesicht von Rauchsäulen brennender PKW abgespult, ohne auf die sichtbare und beabsichtigte Eskalation der Autonomen einzugehen. Bei mir entstand der Eindruck, dass die gewalttätigen Ausschreitungen durch die Versammlungsleitung geduldet und akzeptiert wurden. Eine Aufforderung an Autonome, keine Gewalt anzuwenden, keine Steine zu schmeissen und sich dem friedlichen Protest anzuschließen, erfolgte nicht. Insofern erscheinen die betroffenen Statements am Tag danach durch den Versammlungsleiter Monty Schädel nur als hohles Lippenbekenntnis, um den Schein nach aussen zu wahren. Die Medienwirksamen Bilder von Ausschreitungen sind nach meiner Auffassung durchaus im Sinne einiger verantwortlicher Veranstalter gewesen. Lediglich die attac verurteilte schon am Samstag konsequent die Ausschreitungen.

Bedauerlich ist auch die fehlende Zivilcourage der meisten friedlichen Demonstrationsteilnehmer. Die Intervention gegenüber gewaltbereiten Demonstranten ist auch für den Einzelnen möglich, wie ich am Samstag selbst erfahren habe. Einzeln aufgeforderte Autonome lassen Steine fallen und ziehen sich zurück, wenn man sie bestimmt dazu auffordert. Deeskalationteams von friedlichen Demonstranten, um gewalttätige Ausschreitungen bereits am Anfang zu verhindern, könnten weitere Ausschreitungen verhindern!

Kein Schlachtfeld G8 in Rostock! Zivilcourage zeigen!

Das Anliegen der friedlichen G 8 Gegner findet meine Unterstützung. Als Rostocker bin ich jedoch nicht bereit, Krawalle und gewalttätige Ausschreitungen und die Zerstörung meiner Stadt zu akzeptieren. Es steht zu befürchten, dass die Ereignisse vom Samstag erst der Anfang waren. Dies werde ich nicht hinnehmen! Zivilcourage des Einzelnen ist gefordert. Wenn viele Teilnehmer der Proteste Einzelpersonen aus den autonomen Gruppen in Gewalttätigen Situation aktiv Auffordern, Steine wegzulegen und keine Gewalt anzuwenden, wird dem gewaltbereiten Teil der Demonstranten, die in der Minderzahl sind, die Grundlage entzogen. Dieser Appell richtet sich nicht nur an Rostocker Bürger und die friedlichen Demonstranten vor Ort, sondern auch an die verantwortlichen Veranstalter.

Johannes Richard

04.06.2007

Fotos: Johannes Richard