ebayurteil11

Leitsatz

Wer bei eBay für  einen Dritten Ware anbietet, verkauft diese in eigenem Namen (sog. Handeln unter fremden Namen)

 OLG München, AZ 15 U 5115/03, Urteil vom 05.02.2004

Aus den Gründen:

1. Zwischen den Parteien ist im Rahmen der Internet-Auktion kein Kaufvertrag zu Stande gekommen, §§ 433, 145ff., 164ff. BGB. Zwar ist in der Rechtsprechung mittlerweile anerkannt, dass im Rahmen von Internetauktionen auf Grundlage von §§ 145ff. BGB vollgültige Verträge geschlossen werden können (BGH, NJW 2002, 363).

a) Indem sie die eBay-Kennung anderer benutzt haben, haben beide Parteien jeweils “unter” (nicht “in”) fremdem Namen gehandelt, denn diese Kennung steht für den Inhaber der Kennung, der dem anderen Teil von eBay nach Auktionsende namentlich mit Anschrift bekannt gegeben wird.

Ob beim Handeln unter fremdem Namen ein Geschäft des Namensträgers oder ein Eigengeschäft des Handelnden vorliegt, hängt davon ab, wie die andere Partei das Verhalten des Handelnden auffassen durfte. Ein Eigengeschäft des Handelnden ist dann gegeben, wenn die Benutzung des fremden Namens bei der anderen Vertragspartei keine Fehlvorstellung über die Identität des Handelnden hervorgerufen hat, diese den Vertrag also nur mit dem Handelnden abschließen will. Ein Geschäft des Namenträgers ist anzunehmen, wenn das Auftreten des Handelnden auf eine bestimmte andere Person hinweist und die andere Partei der Ansicht sein durfte, der Vertrag komme mit dieser Person zu Stande (BGH, NJW-RR 1988, 814; vgl. Palandt/Heinrichs, BGB, 63. Aufl. [2004], § 164 Rdnrn. 10ff.).

Danach liegt hier eindeutig ein Geschäft der jeweiligen Namensträger vor. Die Benutzung der jeweiligen Kennung weist für die andere Partei ausschließlich auf die Person hin, die von eBay nach Auktionsende namentlich identifiziert wird. Ein anonymer Dritter als Vertragspartner wäre dagegen für die andere Partei überhaupt nicht identifizierbar und würde bei ihr die Fehlvorstellung hervorrufen, mit dem von eBay Genannten abgeschlossen zu haben. Auch das Bewertungssystem von eBay stützt dieses Ergebnis, da ansonsten der “gute Ruf” Dritter ausgenutzt werden könnte und das Bewertungssystem seinen Sinn verlöre (vgl. zu diesem Aspekt schon LG Berlin, NJW 2003, 3493). Schließlich sprechen auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von eBay, die den Missbrauch von Mitgliedskonten verbieten und deren Übertragbarkeit ausschließen, für diese Auslegung der jeweiligen Willenserklärung.

b) Auf das Handeln unter fremdem Namen finden die §§ 164ff. BGB entsprechende Anwendung (vgl. Palandt/Heinrichs, § 164 Rdnr. 10). Nachdem beide Parteien unstreitig – der Bekl. hat diese Behauptung des Kl. nicht bestritten, sondern nur darauf hingewiesen, dass auch andere Fallgestaltungen denkbar wären – mit Einwilligung des jeweiligen Inhabers der verwendeten Kennung gehandelt haben, bedeutet dies für den vorliegenden Fall, dass ein Kaufvertrag zwischen diesen Kennungsinhabern und nicht zwischen den Parteien dieses Rechtsstreits zu Stande gekommen ist. Darauf, ob die Kennungsinhaber dies bei ihrer Einwilligung zur Benutzung der Kennung wussten oder wollten, kommt es nicht an, wie § 164 II BGB für den vergleichbaren Fall eines unbeachtlichen Rechtsfolgenirrtums zeigt.

c) Der Bekl. kann somit vom Kl. weder aus eigenem noch aus abgetretenem Recht in Anspruch genommen werden, da er nicht Vertragspartei geworden ist. Auf Erfüllung oder Schadensersatz würde der Bekl. entsprechend § 179 I BGB nur haften, wenn er ohne Einwilligung der Kennungsinhaberin gehandelt hätte. Der Senat erspart sich in diesem Zusammenhang Ausführungen zu der hier völlig deplazierten Rechtsfigur des Vertrags zu Gunsten Dritter.

2. Ein nachträglich im Rahmen der Vertragsabwicklung zwischen den Parteien geschlossener Kaufvertrag scheidet ebenfalls aus. Wie bereits das LG zutreffend ausgeführt hat, herrschte zu diesem Zeitpunkt schon Streit zwischen den Parteien, so dass ein konkludenter Vertragsschluss fern liegend erscheint. Im Übrigen würde dies – ähnlich wie die Bestätigung eines nichtigen Rechtsgeschäfts – die Kenntnis vom bisherigen Nichtzustandekommen eines Vertrags zwischen den Parteien voraussetzen (Palandt/Heinrichs, § 141 Rdnr. 6) und überdies das Schicksal des zwischen den Kennungsinhabern bereits zu Stande gekommenen ersten Kaufvertrags offen lassen.

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